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  • Max Ring vor der Bustür, umringt von Polizei und Feuerwehr.

Die „Polenaktion“ am 29. Oktober 1938 

Die Abschiebung der polnischen Jüdinnen und Juden aus Rendsburg

Von Dr. Frauke Dettmer

Ende Oktober 1938 wurden Jüdinnen*Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit vom nationalsozialistischen Regime verhaftet und ausgewiesen. Von dieser ersten massenhaften Deportation aus dem Deutschen Reich, von den NS-Behörden „Polenaktion“ genannt, waren etwa 17 000 Menschen betroffen, darunter mindestens 160 aus Schleswig-Holstein.

Hintergrund war die Androhung Polens, Ende Oktober polnische Jüdinnen*Juden auszubürgern, die mindestens fünf Jahre ununterbrochen im Ausland lebten. Dieser Ausbürgerung kam das NS-Regime mit der Abschiebung zuvor.

In Rendsburg wurden neun Erwachsene und zwei Kinder mitten in der Nacht zum 29. Oktober aus dem Bett geholt, um ihnen das „Aufenthaltsverbot“ auszuhändigen:

Rosa und Jakob Fordonski, Regina und Harry Isser Kader, Paula und Max Ring, Mathilde und Jonas Seelenfreund mit ihren Kindern Heinz und Renate und Treitel Weisbart. Am folgenden Vormittag, einem Samstag, hatten sie sich auf dem Altstädter Markt einzufinden. Hier wurden sie von Rendsburger Polizisten in einen Bus der Firma Thordsen gesetzt – von zahlreichen Passanten beobachtet, wie Fotos des Rendsburger Stadtangestellten Karl Frömert zeigen.

Bürokratische Pannen führten dazu, dass die Abschiebeaktion aus Schleswig-Holstein spätestens an der inzwischen von polnischer Seite abgeriegelten Grenze endete und alle Betroffenen zunächst in ihre Wohnungen zurückkehren konnten.

Bis zum Sommer 1939 mussten sie dann endgültig das Deutsche Reich verlassen. Neun der elf betroffenen Rendsburger*innen flohen nach Brüssel. Nach dem Überfall auf Belgien durch die Wehrmacht im Mai 1940 begann auch hier die Verfolgung der Jüdinnen*Juden durch die deutsche Besatzungsmacht. Nur drei der Rendsburger Verfolgten überlebten die Schoa, teilweise im Versteck: die Kinder Renate und Heinz Seelenfreund und ihr Onkel Treitel Weisbart. Das Ehepaar Rosa und Jakob Fordonski, das aus Rendsburg nach Lübeck gezogen war, wurde ebenfalls Oper der Schoa. 

Zusätzliche Informationen sowie einen Kontakt zur Stadt Rendsburg finden Sie HIER...

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