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  • Eine Massenveranstaltung auf dem Paradeplatz, wie sie wohl auch bei der Bücherverbrennung zu beobachten war.

Öffentliche Bücherverbrennung am 09.10.1933 auf dem Paradeplatz

Von Dr. Frauke Dettmer

Anders als in den meisten deutschen Städten fand die Verbrennung von Büchern jüdischer, sozialistischer oder pazifistischer Autor*innen in Rendsburg nicht im Mai sondern im Oktober 1933 statt. Zu den als „undeutsch“ bezeichneten Schriftsteller*innen zählten unter anderen Heinrich Heine, Walter Benjamin, Joseph Roth, Else Lasker-Schüler und Lion Feuchtwanger.

Angestoßen wurde die Aktion von der Deutschen Studentenschaft, die von Nationalsozialisten durchdrungen war. So wurden auch in Rendsburg die Bücher und Schriften von der hiesigen Ortsgruppe des nationalsozialistischen Studentenbundes (Studenten der Tiefbauschule) aussortiert. Die rund 400 beschlagnahmten Bücher und Zeitungen stammten vor allem aus Leihbüchereien. Welche Werke in Rendsburg im einzelnen zu den gesammelten „Schmutzbüchern“ gehörten, ist nicht überliefert.

Die Bücherverbrennung selber wurde vom Kampfbund für deutsche Kultur organisiert. Der Rendsburger Ortsgruppe des Kampfbundes gehörten im September 1933 45 Personen und 10 Vereine an. Die Aktion sollte hier in erster Linie für die Ziele des völkisch und antisemitisch ausgerichteten Kampfbundes werben.

So traten am Abend des 9. Oktobers im Beisein einer „großen Volksmenge“ der Kampfbund, SA und SS, Stahlhelm, Hitlerjugend, ein Spielmannszug und der Rendsburger Posaunenchor auf dem Paradeplatz an. Während die Bücher brannten wurden „Feuerreden“ gegen den „undeutschen Geist“ und für die „Erneuerung des deutschen Geistes“ gehalten. Die Redner waren Hans von Essen und Rektor Paul Friedrich Juels, beide vom Kampfbund. Der Posaunenchor spielte, die Hitlerjugend deklamierte Sprechchöre, das Deutschlandlied wurde gesungen. Die Veranstaltung endete mit dem Horst-Wessel-Lied.

Die Aktion in Rendsburg war eine der 93 nachgewiesenen Bücherverbrennungen 1933, davon vier weitere in Schleswig-Holstein (Flensburg, Kiel, Lübeck Schleswig), ein erster reichsweiter schändlicher Höhepunkt des neuen brauen Geistes.

Literatur: Julius H. Schoeps/ Werner Tress (Hg.), Orte der Bücherverbrennungen in Schleswig-Holstein 1933. Hildesheim u.a. 2013. Zu Rendsburg siehe den Artikel von Regina-Maria Becker, S. 61 ff. 

Zusätzliche Informationen sowie einen Kontakt zur Stadt Rendsburg finden Sie HIER...

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