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Theresa

Ärztin, Berlin, trans Frau

Meine Spiritualität begleitet mich schon immer. Spiritualität und Naturwissenschaftlichkeit sind seit meiner frühen Kindheit wichtige Teile meines Lebens. In meiner buddhistischen Praxis verbindet sich für mich beides. Meine Queerness, mein Trans-Sein, konnte ich mir nicht aussuchen – anders als meine buddhistische Praxis als Weg und Ausdruck meiner Spiritualität. Zu Beginn meiner Transition hatte ich Zweifel, ob ich meinen gewählten buddhistischen Pfad weiter gehen kann.

Ich bin die ersten zehn Jahre meines Lebens in der ehemaligen DDR aufgewachsen, wo Religion keine große Bedeutung hatte. In meiner Jugend bin ich auf meiner spirituellen Suche einige Jahre in die evangelische Christenlehre gegangen. Unser Pfarrer lehrte uns Offenheit und dass wir alle gleichwertig sind. Aber immer wieder zog es mich zu den östlichen Religionen und Philosophien. Die Arbeit an mir selbst, die Selbstreflexion, und der immer wieder neu zu fassende Entschluss, menschlich, also ein guter Mensch zu sein, ist ein wichtiger Teil meiner buddhistischen Praxis.

"Im Umgang mit der Mehrheitsgesellschaft wünsche ich mir, dass wir uns respektvoll und mit Empathie begegnen. Als Trans-Person möchte ich einfach unbehelligt leben wie andere Menschen auch, ohne Zuweisungen, was ich bin oder wer ich zu sein habe. Kein Mensch sollte sich verstecken müssen für das, was er ist."

Dass ich trans bin, merkte ich bereits sehr früh, konnte es aber lange nicht deuten oder benennen, schon gar nicht zeigen – ich hatte zu viel Angst vor den anderen und vor mir selbst. Schon während meiner Schulzeit versuchte ich die Grenzen so weit es nur ging zu verschieben und mich zu zeigen, ohne angreifbar zu sein. Im Studium hatte ich dann größte Freiheit und nutzte diese. Mal erschien ich wie ein junger Mann, dann wie eine junge Frau – ich konnte mich noch immer nicht verstehen. In dieser Zeit lernte ich meine Ehefrau kennen. Nach dem Studium begann ich meine Arbeit in einem Krankenhaus. Ich versuchte nun der Erwartung „Mann“ gerecht zu werden und wurde sehr unglücklich. Nach ein paar Jahren fing ich wieder an, Röcke zu tragen – erst in der Freizeit, dann auch auf der Arbeit, später durchgehend. Ich präsentierte mich immer femininer und wurde wieder öfter als Frau angesprochen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich als non-binär gesehen. Als ich privat anfing, weibliche Pronomina zu nutzen, merkte ich, dass das richtig ist. Ich erkannte: „Ich bin trans!“ Ich nutzte von nun an auf der Arbeit für Briefe die weibliche Berufsbezeichnung. Das führte zu einer Nachfrage und ich sprach erstmals gegenüber einem fremden Menschen aus: „Ich bin eine Trans-Person.“ Dieser Moment war für mich erschütternd, weil ich nun erst anfing, mich zu verstehen.

Dass meine Frau, meine Familie, Freunde, alle auf der Arbeit mich akzeptieren und unterstützen, ist ein großes Glück! Aber mir begegnet auch Ablehnung, selbst von Buddhisten. Sie sind auch nur Menschen, und wie alle anderen mal mehr, mal weniger tolerant gegenüber queeren Personen. Feindlichkeiten in buddhistischen Communities zeigen sich meist subtil und diese schöne Lehre wird als Waffe eingesetzt. Dabei bietet mir mein Trans-Sein sowohl wunderbare als auch schmerzhafte Einblicke in die Unbeständigkeit und Vergänglichkeit – ich kann als Trans-Buddhistin in dieser Lehre wachsen. Im Umgang mit der Mehrheitsgesellschaft wünsche ich mir, dass wir uns respektvoll und mit Empathie begegnen. Als Trans-Person möchte ich einfach unbehelligt leben wie andere Menschen auch, ohne Zuweisungen, was ich bin oder wer ich zu sein habe. Kein Mensch sollte sich verstecken müssen für das, was er ist.

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