Geschichte grenzüberschreitend erzählen
Das Jüdische Museum in Rendsburg nimmt an einem neuen Projekt teil, das darauf abzielt, Geschichte grenzüberschreitend zu erzählen. Im Rahmen des Projekts „Hope & Despair“ arbeitet das Haus in den nächsten drei Jahren gemeinsam mit zahlreichen Partner*innen an der Entwicklung neuer Konzepte für eine hybride Geschichtsvermittlung.
Mirjam Gläser, die das Projekt für das Museum betreut, beschreibt die Bedeutung des Projektes folgendermaßen: „Jüdische Geschichte in Schleswig-Holstein ist auch dänisch-deutsche Geschichte. Und diese wechselvolle Geschichte der deutsch-dänischen Beziehungen zeigt, wie brüchig politische Beziehungen sein können. Wie können wir die Geschichte aus einem anderen Blickwinkel betrachten? Wo liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in unserem Blick auf die Vergangenheit? ‚Lernen aus der Geschichte‘ ist nicht nur in deutschen Schulen ein wichtiges Thema, wie sieht es in Dänemark aus und was wird dort als zentrales Thema verhandelt? Was können wir aus unserer gemeinsamen Geschichte für die Zukunft lernen? Das sind alles Fragen, die wir im Laufe des Projektes näher beleuchten wollen."
Ziel des Projektes ist es, eine aufeinander bezogene, grenzüberschreitende Erinnerungskultur zu schaffen. Es soll erforscht werden, wie Urlauber*innen für die Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs interessiert werden können. 11 Projektpartner*innen erarbeiten gemeinsam Konzepte, die einen Schwerpunkt auf partizipative Entwicklung und digitale Angebote legen. Neben dem Jüdischen Museum und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme beteiligen sich weitere dänische und deutsche Museen und Gedenkstätten, Hochschulen sowie Tourismusorganisationen.
Ein zentraler Partner ist das Frøslevlejrens Museum, das an die Geschichte des Internierungslagers Frøslev erinnert. Die dänische Regierung konnte durch Verhandlungen mit den deutschen Besatzern erreichen, dass das Lager unter dänischer Verwaltung stand, um die eigene Bevölkerung zu schützen. Dennoch wurden viele dänische Häftlinge später in das KZ Neuengamme deportiert. Auch die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund und die KZ-Gedenkstätte Husum-Schwesing, die an Außenlager des KZ Neuengamme erinnern, sind Teil des Projektes.
Die Leitung liegt bei der Design School Kolding, angesiedelt im Labor für Spiel und Design und Teil des Forschungs- und Entwicklungsprogramms „Playful Attractions“. Die Wissenschaftler*innen aus Kolding bringen ihre Expertise in Designfragen und Beteiligungsprozessen ein. Zudem ist das Sonic College der UC SYD mit seiner ATMOSphere-Forschungsgruppe beteiligt, die Erfahrungen mit der Integration von Klangelementen in das Storytelling und die Vermittlung in Museen haben. Auch die Fachhochschule Kiel und die Europa-Universität Flensburg tragen mit ihrem Wissen im multiperspektivischen Storytelling und dem Einsatz von (audio-)visuellen Medien zum Projekt bei.
Darüber hinaus sind drei Tourismusagenturen beiderseits der deutsch-dänischen Grenze (Destination Sønderjylland, Destination Triangle Area und die Tourismuszentrale Flensburger Förde) Teil von „Hope & Despair“. Das Projekt, das im Mai 2023 gestartet ist, wird über eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt rund 1,3 Millionen Euro aus Interreg-Mitteln der Europäischen Union gefördert.
Das Jüdischen Museum freut sich auf die enge Zusammenarbeit mit seinen Partner*innen und darauf, neue Wege zu finden, die Geschichte in unserem Raum zu vermitteln.