Jüdischer Friedhof Westerrönfeld Teil eines landesweiten Projekts
Im Rahmen des Projekts „Steinerne Zeugen. Beschilderung der jüdischen Friedhöfe in Schleswig-Holstein“ wurde der jüdische Friedhof in Westerrönfeld mit einer Informationstafel ausgestattet. Der Friedhof gehört damit zu den 22 jüdischen Begräbnisstätten in Schleswig-Holstein, die in den Jahren 2024/25 im Rahmen dieses bundesweit einmaligen Projekts durch einheitliche Tafeln sichtbar gemacht und erklärt wurden.
Zur feierlichen Vorstellung der neuen Tafel versammelten sich zahlreiche Gäste aus Politik, Gesellschaft und Religionsgemeinschaften. Anwesend waren unter anderem Norbert Klause, Bürgermeister von Westerrönfeld, Dr. Gerhard Ullrich, Landesbeauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, sowie Viktoria Ladyshenski von der Jüdischen Gemeinschaft in Schleswig-Holstein. Auch viele Vertreter*innen aus Verwaltung, Kultur und lokalen Initiativen nahmen teil.
Geschichte des Friedhos reicht bis 1695 zurück
Die Informationstafeln bieten Hintergrundinformationen zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe in Deutschland und Schleswig-Holstein, zur Bedeutung jüdischer Begräbnisstätten sowie zu den örtlichen Gegebenheiten und der Geschichte des jeweiligen Friedhofs. Im Fall von Westerrönfeld reicht diese Geschichte bis in das Jahr 1695 zurück. Damals wurde der Friedhof außerhalb der damaligen Ortsgrenzen auf sogenanntem „Ödland“ angelegt. Er diente bis ins frühe 19. Jahrhundert als Verbandsfriedhof für mehrere Gemeinden. Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1761, die letzte reguläre Beisetzung erfolgte 1939.
Während der NS-Zeit wurde der Friedhof schwer geschändet: Die Synagoge in Rendsburg (heute Jüdisches Museum) wurde in der Reichspogromnacht 1938 verwüstet, der Friedhof 1939 an den örtlichen Schützenverein übergeben. Die Friedhofsgebäude wurden abgerissen, zahlreiche Grabsteine zerstört oder abtransportiert. Heute sind noch rund 220 Grabsteine teilweise oder vollständig erhalten – eine letzte sichtbare Spur jüdischen Lebens in Westerrönfeld.
Wichtiger Ort der Erinnerung
Die Inhalte der Tafeln wurden unter Leitung von Dr. Helge-Fabien Hertz im Wintersemester 2024/25 von Studierenden der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel erarbeitet. Grundlage bildeten historische Quellen, Archivmaterialien und lokale Literatur. Das Projekt wurde durch eine Vielzahl an Kooperationspartnern unterstützt, darunter das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, die jüdischen Gemeinden und Landesverbände, die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein e.V. (LAGSH), das Jüdische Museum Rendsburg, lokale Expert*innen sowie das Kompetenznetzwerk NET OLAM.
Die Finanzierung erfolgte durch die beteiligten Kommunen mit jüdischen Friedhöfen – darunter auch Westerrönfeld – sowie durch die Stiftung Diakoniewerk Kropp, die Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, den Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein und den Fonds für Lehrinnovation 2024/25 der Universität Kiel.
Mit der neuen Tafel wird der jüdische Friedhof Westerrönfeld als wichtiger Ort der Erinnerung sichtbar gemacht – ein Haus der Ewigkeit (Bet Olam), das die Geschichte jüdischen Lebens vor Ort bewahrt und ins öffentliche Bewusstsein rückt.